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Es liegt ganz allein an dir

Ein junger Mann kam in eine Oase, um sich als spiritueller Lehrer zu etablieren, doch alle Bewohner suchten, wenn sie einen Rat benötigten, den weisen Alten auf. Dies missfiel dem jungen Mann, und er heckte einen Plan aus, ihn vor allen anderen bloßzustellen. Als der Alte das nächste Mal zu den Dorfbewohnern sprach, erhob sich der junge Mann – er hielt einen kleinen Vogel in seiner rechten Hand – und sagte: „Wenn du wirklich so weise bist, so sage uns doch, ist dieser Vogel in meiner Hand tot oder lebendig?"

Sein Plan war nämlich folgender: Sollte der Alte „tot“ sagen, so hätte er seine Hand geöffnet und den lebenden Vogel präsentiert. Sollte er allerdings „lebendig“ sagen, so hätte er den Vogel in seiner Hand zerquetscht und den toten Vogel vorgezeigt.

Gespannt wartete er auf die Antwort des alten Mannes. Der sah ihn voller Mitgefühl an und meinte dann ruhig: „Ob der Vogel lebendig oder tot ist, mein Freund, das liegt ganz allein an dir.“

[ Marco Aldinger,  Was ist die ewige Wahrheit? Geh weiter.
Zen-Geschichten vom Anfangen und Loslassen. ]

Einige bedenkens.werte Fragen dazu:

    Wenn ich mein Leben aus der Vogelperspektive betrachte: Was oder wer hält, trägt, beschützt, beflügelt mich? Und was oder wer bedroht, bedrückt, zerdrückt mich?

    Wenn ich mein Jetzt und meine nähere Zukunft beruflich und/oder privat betrachte: Was sollte ich (besser, entschlossener, so bald wie möglich) „in meine Hand nehmen“, angehen? Was sollte ich besser loslassen, um die Hände frei zu bekommen für Neues, Anderes?

    Was, denke ich, liegt grundsätzlich in meiner Hand, was nicht oder nur bedingt? Worin fühle ich mich mächtig, worin ohnmächtig? Inwieweit fühle ich mich als Gestalter und/oder Opfer?

    Wann zuletzt wollte mich jemand bloßstellen – und wie habe ich darauf reagiert?

    Wann zuletzt wollte ich jemand bloßstellen, übertrumpfen – und was habe ich daraus gelernt?

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